2000 Meter - 2000 Schicksale

IG Metall Tarifbewegung: Zukunft sichern.

05.02.2021 In Feuerbach sind in geringer Entfernung mit KBA MetalPrint, Coperion, Bosch und Mahle vier Traditionsunternehmen angesiedelt. Allein in diesen Unternehmen sollen ca. 2000 Stellen abgebaut werden

An der Wernerstraße sind auf nur 2000 Metern mit KBA MetalPrint, Coperion und Bosch drei Traditionsunternehmen angesiedelt. In unmittelbarer Nähe, an der Mauserstraße, sitzt mit Mahle Behr ein weiteres. Allein in diesen vier Unternehmen haben die Arbeitgeber angekündigt, circa 2000 Menschen in die Arbeitslosigkeit zu schicken.

KBA MetalPrint ist der auf Blechdruck spezialisierte Standort des Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer. Im Zwischenbericht des Konzerns war zu lesen, dass die Sparte Blechdruck zulegt. Trotzdem sollen bis zu 105 der insgesamt 320 Arbeitsplätze wegfallen. "Wenn die Konzernleitung die Zukunft unseres Standorts ernst meint, muss die Fertigung als elementarer Bestandteil in Stuttgart bleiben", sagt der Betriebsratsvorsitzende Ronny Schwarz. "Nur so können wir kurzfristig Kundenwünsche bedienen. Außerdem sollte der Mietvertrag verlängert werden. Das wäre ein gutes Zeichen." Dass die Belegschaft um ihre Arbeitsplätze kämpfen will und kann, haben die Kolleginnen und Kollegen in der Vergangenheit bereits unter Beweis gestellt.

Coperion, der direkte Nachbarbetrieb, ist Markt- und Technologieführer bei Extrusions- und Compoundiersystemen, Dosiersystemen sowie Schüttgutanlagen. Coperion entwickelt, realisiert und betreut Anlagen sowie Maschinen und Komponenten für die Kunststoff-, Chemie-, Pharma-, Nahrungsmittel- und Mineralstoffindustrie und beschäftigt weltweit 2.500 Mitarbeiter an 30 Standorten in den drei Divisionen Polymer, Equipment & Systems und Service. Trotz einer soliden Geschäftsentwicklung sollen in Stuttgart 95 der insgesamt 887 Arbeitsplätze wegfallen. Der angekündigte Stellenabbau soll allein der Gewinnsteigerung dienen. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Rouven Lutz sagt: "Der Abbau unserer Arbeitsplätze und vor allem die massive Fremdvergabe ist für uns nicht nachvollziehbar. Wenn das Unternehmen seine Hausaufgaben besser machen würde, könnten durch eine Verbesserung der Organisationsstrukturen erhebliche Einsparungen stattfinden. Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen, am besten solidarisch mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus den Nachbarbetrieben". Dort sieht man das ähnlich.

Bosch Feuerbach will im Maschinenbau bis zu 250 Arbeitsplätze abbauen. Und im IT-Bereich soll vieles künftig in Osteuropa und Indien stattfinden. Konkret sollen 477 Arbeitsplätze verlagert werden. Auch in der Produktion befürchtet der Betriebsrat in den kommenden zehn Jahren ein langsames Ausbluten. Deswegen fordert er eine Mindestpersonalstärke für die nächsten fünf Jahre, begleitet von vielen weiteren Maßnahmen. "Besonders wichtig für den Standort ist dabei die Festschreibung von Zukunftsprodukten wie der Brennstoffzelle. Um Arbeitsplätze zu sichern, brauchen wir zukunftsfähige Produkte", fordert der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Axel Petruzzelli.

Mahle Behr, ein weiterer Automobilzulieferer in unmittelbarer Nähe, spürt auch den Konzerndruck. Mahle will in Stuttgart über 800 Stellen abbauen, 380 davon bei Mahle Behr in Feuerbach. "Einen Betrieb mit innovativen und zukunftsfähigen Produkten so zu beschneiden, zeigt, dass die Geschäftsleitung nicht den Willen hat, den Standort zukunftsfähig aufzustellen. Der Abbau ist nur zu einem kleinen Teil auf Produktumstellungen zurückzuführen. Bei einem großen Teil will das Unternehmen Arbeitsplätze schlicht in billigere Länder verlagern", erklärt Ljiljana Culjak, Betriebsratsvorsitzende von Mahle Behr.

Trotz der vielfältigen Herausforderungen, sind sich die Betriebsräte in einem einig: Stellenabbau ist keine zukunftsfähige Strategie. Gemeinsam mit den Belegschaften und der IG Metall Stuttgart werden sie deshalb für gute Zukunftsverträge kämpfen!

Letzte Änderung: 03.03.2021