Die Druckmaschinenindustrie leidet seit Jahren unter der zunehmenden Digitalisierung. Das gilt zumindest für Zeitungs- und Buchdruck. Im Blechdruck (Verpackungsdruck) sieht die Lage wesentlich besser aus. Trotzdem will der Druckmaschinenkonzern KOENIG&BAUER massiv Personal abbauen. In Stuttgart könnten bis zu einem Drittel der Belegschaft betroffen sein. Mit einer ersten kleinen Aktion haben die Beschäftigten jetzt dagegen protestiert.

Ronny Schwarz, Betriebsratsvorsitzender der über 300 Beschäftigten am Standort Stuttgart, sagte vor über 300 sehr, sehr kleinen Teilnehmern, dass "die Antwort auf sinkende Umsätze nicht ein pauschaler Personalabbau sein kann". Besonders kritisch sieht der Arbeitnehmervertreter die angekündigte Schließung und Verlagerung der Fertigung. "Wir zeigen seit Jahren, dass wir mit unserer Fertigung wirtschaftlich arbeiten können" zieht Schwarz ein Fazit. Die Befürchtung ist, ist die Fertigung weg, dann wird der ganze Standort gefährdet.

IG Metall Vertreter Michael Kocken stellte fest, dass "wir auch sehen, dass es grade wirtschaftlich schwierig ist", aber so der Gewerkschafter, "um das in den Griff zu bekommen benötigen wir kreative Ideen".

Dass die Arbeitnehmervertreter kreativ sind, zeigten sie mit ihrer ersten öffentlichen Kundgebung am Freitag. Knapp 300 Schokoladenweihnachtsmänner mit Fahnen und Transparenten demonstrierten vor dem Firmengelände auf der Wernerstraße in Stuttgart Zuffenhausen. Unterstützt wurden sie solidarisch von 30 Schokoladenosterhasen. Hinzu kamen vom benachbarten Betrieb Coperion weitere 30 süße Nikoläuse, die ihre Unterstützung deutlich machten.

Überhaupt wird Solidarität in diesen Zeiten groß geschrieben. Kocken wies darauf hin, dass allein auf einer kurzen Strecke von 800 Metern viele Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. Bei KOENIG&BAUER und Coperion sollen jeweils rund 100 Menschen ihre Arbeit verlieren. Ein Stück weiter bei BOSCH in Feuerbach ca. 1600 und eine Ecke weiter, bei MAHLE Behr in Feuerbach knapp 400. Hier hilft nur "wenn wir gemeinsam und solidarisch handeln und kämpfen", so Kocken.

Für die Manager sei es leicht meint Kocken, sie hören Krise und reagieren mit Abbau von Arbeitsplätzen. Das lernen sie im ersten Semester und das sei es dann auch schon. Aber "wenn man in der heimischen Werkzeugkiste nur einen Hammer hat und den bei jeder handwerklichen Tätigkeit nutzt, dann darf man nicht verwundert sein, wenn hinterher vieles kaputt ist" sagte der Gewerkschafter.

Der Betriebsratsvorsitzende Schwarz ergänzte, dass "wir an Alternativen zum Personalabbau arbeiten, ist klar. Sobald die Arbeitgeber mit ihren umfangreichen Informationen fertig sind, werden wir unsere Vorschläge zeitnah auf den Tisch legen". "Wenn die Arbeitgeber es ernst meinen, dass der Standort Stuttgart für die Zukunft gesichert werden soll", so Schwarz weiter, "müssen sie nur den laufenden Mietvertrag verlängern" das sei ein gutes Zeichen argumentiert der Betriebsrat.

Weitere Aktionen sind ab Januar geplant. Dass sich die Beschäftigten etwas einfallen lassen, dürfte klar sein.