Strategie bis 2025

IG Metall Bezirk Baden-Wuerttemberg

08.07.2016 67. Ordentliche Bezirkskonferenz der IG Metall Baden-Württemberg dreht sich um Zukunftsfragen.

Die IG Metall im Südwesten appelliert an die grün-schwarze Landesregierung, die gute Tradition der Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften fortzusetzen: "Unsere Erwartungen nach fünf Jahren Grün-Rot sind hoch. Wir wünschen uns auch mit der neuen Landesregierung eine Zusammenarbeit auf Basis einer dialogorientierten Politik auf Augenhöhe", sagte Bezirksleiter Roman Zitzelsberger auf der jährlichen Bezirkskonferenz vor rund 500 Delegierten und Gästen in Ludwigsburg. "Zu unseren drängendsten Anliegen gehören die Stärkung des Industriestandorts und die Fortsetzung des Leitbilds Gute Arbeit."
Zugleich warnte Zitzelsberger davor, das 2015 in Kraft getretene Bildungszeitgesetz abzuschwächen oder gar abzuschaffen. "Den Wert des Bildungszeitgesetzes erfahren wir jeden Tag, indem sich Beschäftigte zum Beispiel Kompetenzen zur Integration von Flüchtlingen aneignen oder sich über Fragen von Mitbestimmung und Tarifverträgen fortbilden. Wer an das Gesetz Hand anlegt, bekommt Krach mit der IG Metall!" Damit reagierte der Gewerkschafter auf Ankündigungen im Koalitionsvertrag, wonach das Gesetz 2018 evaluiert und novelliert werden soll, zudem auf einen aktuellen Gesetzentwurf der FDP-Landtagsfraktion, der die Einschränkung der Regelung zum Ziel hat.
Die 67. Ordentliche Bezirkskonferenz der IG Metall Baden-Württemberg steht unter dem Motto "Mein Leben - meine Zeit". Letzteres weist auf die Arbeitszeitkampagne der IG Metall hin, die am morgigen Samstag vom Ersten Vorsitzenden Jörg Hofmann vorgestellt wird.
Im Mittelpunkt des ersten Tages stand neben einem Rückblick über die Arbeit der vergangenen vier Jahre der Ausblick auf die Strategie im Bezirk bis zum Jahr 2025. Diese wird in den kommenden Monaten gemeinsam mit den Funktionären erarbeitet, in seiner Rede stimmte Zitzelsberger die Delegierten auf wechselhafte Zeiten ein: "Veränderungen vollziehen sich immer schneller, gewinnen an Wucht, wirken aufeinander ein. Kurzum: Komplexität, Ungewissheit und Dynamik steigen."
Als ein Beispiel anstehender Herausforderungen nannte der Gewerkschafter die Veränderungen der Arbeitswelt im Zuge von Digitalisierung. Dabei sehe er eine Vielzahl von Fragen, die die IG Metall beantworten müsse: "Wie können wir sicherstellen, dass Beschäftigte nicht zu fremdbestimmten Anhängseln von Maschinen werden? Wie lässt sich weitere Arbeitsverdichtung unterbinden, wenn alle Produktionsschritte permanent in Echtzeit synchronisiert werden?" Mit Blick auf die Arbeitgeberverbände betonte er: "Wer die Digitalisierung als Gelegenheitsfenster zum Schleifen von Arbeitnehmerrechten begreift, die neuen Möglichkeiten nicht zu einer Humanisierung der Arbeit nutzt, wird uns nicht als Partner, sondern als knallharten Gegner erleben."
Gastrednerin am ersten Tag war Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau. Sie ging ebenfalls auf die Herausforderungen im Zuge von Digitalisierung und Industrie 4.0 ein: "Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt und hat bereits heute Auswirkungen auf Prozesse und Abläufe. Diese Veränderungen bringen mehr Flexibilität in die Produktionshallen und eröffnen vor allem hier am Industriestandort Baden-Württemberg völlig neue Geschäftsfelder."
In der Folge könnten Tätigkeiten wegfallen, aber auch neue Berufsfelder entstehen. Hoffmeister-Kraut: "Gerade hier in Baden-Württemberg ist es den Menschen immer gelungen, die Chancen, die sich durch Veränderungen ergeben, erfolgreich zu nutzen. Diese Herausforderungen will die Landesregierung auch weiterhin gemeinsam mit der IG Metall und den anderen Tarifpartnern angehen. Nur so werden wir die Digitalisierungsprozesse zum Wohle der Belegschaft und Betriebe nutzen können."
Die Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern sei dabei unerlässlich: "Ich halte es für am Sinnvollsten, wenn Arbeitnehmer und Arbeitgeber als Tarifpartner selbst über Konditionen streiten - das hat sich seit Jahrzehnten bewährt und gilt auch für Arbeit 4.0", betonte die Ministerin.

Letzte Änderung: 11.07.2016