Anteil am Erfolg

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15.05.2012 Kommentar von Erich Klemm zur Sonderbeilage "IG Metall Baden-Württemberg" in der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten am 15. Mai 2012 (ungekürzte Fassung)

Anteil am Erfolg - Faire Chancen für die Jugend

In dieser Tarifrunde sind wir mit der berechtigten Forderung nach mehr Entgelt für unsere Stammbeschäftigten angetreten. Sie verlangen ihren Anteil am wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie. Das ist mit einer einmaligen Sonderzahlung, die ohnehin nur wenige Belegschaften bekommen, sicher nicht getan. Was wir brauchen, ist eine dauerhafte Erhöhung der monatlichen Entgelte - auch um wirklich nachhaltig die Binnenkonjunktur zu stärken.

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In dieser Tarifrunde geht es uns aber auch um faire Chancen für die Jugend und die Tausenden von Leiharbeitern in den Betrieben, die noch auf einen festen Platz in der Mitte unserer Belegschaften hoffen. Mit unseren Forderungen nach Übernahme der Azubis und mehr Mitbestimmung bei Leiharbeit zeigen wir uns solidarisch mit diesen Menschen. Doch es geht uns dabei um weit mehr als Solidarität. Es ist für unser aller Zukunft entscheidend, dass unsere Belegschaften nicht überaltern und nicht gespalten werden.

Gerade die Forderung der IG Metall nach mehr Mitbestimmung für Betriebsräte in Fragen der Leiharbeit ist nicht nur ein Gebot der Menschlichkeit, sondern auch ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft. Wir wollen etwas gegen die Ungerechtigkeit tun, dass Menschen in unseren Fabriken und Büros die gleiche Arbeit leisten und dafür nicht gleich bezahlt werden. Wir streiten dafür, dass die Leiharbeiter eine Perspektive bekommen und ihnen damit ihre Existenzangst genommen wird. Es ist aber auch für unsere gemeinsame Zukunft entscheidend, dass die Unternehmen ihre Wettbewerbsposition nicht durch die Einstellung möglichst vieler, möglichst billiger Leiharbeiter verbessern können. Stattdessen müssen Leistungsfähigkeit, Innovationskraft und wirtschaftliche Nachhaltigkeit eines Unternehmens die entscheidenden Erfolgsfaktoren im Wettbewerb sein. Nur so können wir langfristig unseren Wohlstand sichern. Deshalb darf es kein Ausweichen auf schmutzige "Billigkonkurrenz" beim Faktor Arbeit geben. Wir Betriebsräte können beurteilen, ob Leiharbeiter eingesetzt werden, um kurzfristige Produktionsspitzen abzufangen, oder ob sie dauerhaft Stammbeschäftigte ersetzen. Deshalb brauchen wir mehr Mitbestimmungsrechte - in dieser Frage lassen wir auch die Politik nicht aus der Pflicht. Wir brauchen dringend eine Änderung der entsprechenden Gesetze.

Für die Übernahme der Azubis haben wir bei Daimler - so wie in einigen anderen Betrieben auch - eine vernünftige Lösung gefunden. Im Grundsatz werden bei uns alle jungen Menschen nach ihrer Ausbildung fest eingestellt. Allerdings ist Daimler damit nicht verpflichtet, auch Jugendliche, die persönlich nicht geeignet sind, zu übernehmen. Bei uns funktioniert diese Regelung hervorragend. Wir sichern so den Facharbeiter-Nachwuchs, der bei uns wie in allen Betrieben dringend gebraucht wird. Wir Betriebsräte würden es für richtig halten, wenn noch viel mehr junge Menschen bei uns ausgebildet und übernommen würden. Warum sollte diese Regelung nicht auch in anderen Unternehmen funktionieren. Wir halten dies für ein Erfolgsmodell.

Letzte Änderung: 16.05.2012