Seit dem Frühjahr sind Lasse Thies und Lisa Spies neu im Betriebsrat. Nun sind die beiden 25-Jährigen mit einem Wahlergebnis von 100% zum neuen Führungsduo der IG Metall Aktiven im Betrieb gewählt worden. Damit übernimmt eine neue Generation das Ruder der Gewerkschaftsarbeit in der Mercedes-Benz Zentrale.

Herzlichen Glückwunsch zu eurer Wahl! Mit 100% wurdet ihr von den IG Metall Aktiven zum neuen Führungsduo der IG Metall Aktiven im Betrieb gewählt. Wie fühlt ihr euch?

Lasse: Wir sind einfach nur überwältigt von diesem Ergebnis und dem großen Zuspruch den wir erhalten. Deshalb möchten wir uns bei allen Mitgliedern für ihre Unterstützung bedanken! Aus diesem tollen Ergebnis wächst allerdings auch eine große Verantwortung...

Lisa: ...und diese Verantwortung wollen und werden wir annehmen! Mit der Rückendeckung und der Kraft der zahlreichen IG Metall Mitglieder bei uns im Betrieb wollen wir uns mit frischen Ideen und junger Dynamik für gute und sichere Arbeitsbedingungen und Zukunftsperspektiven in der Mercedes-Benz Zentrale einsetzen. Wir bedanken uns bei unserer Vorgängerin Bettina Stadtmüller, die mit sehr viel Herzblut die Gewerkschaftsarbeit der IG Metall in den letzten Jahren geprägt hat.

"Frische Ideen", "junge Dynamik". Ihr beiden seid 25 Jahre alt und Vertreter*innen der Generation Y (ausgesprochen: Why?). Dieser Generation wird die Neigung zum Hinterfragen zugeschrieben. Warum habt ihr die Aufgabe als Vorsitzenden der IG Metall Aktiven bzw. als Betriebsrat übernommen?

Lasse: Ich bin mit 19 aus dem hohen Norden nach Stuttgart gezogen, um hier eine Ausbildung als Industriekaufmann zu beginnen. Schnell hatte ich gemerkt, dass die sehr guten Startvoraussetzungen, wie die unbefristete Übernahme von mindestens 90% aller Auszubildenden und die Möglichkeit im günstigen Wohnheim zu wohnen, keine Selbstverständlichkeit sind. Das sind alles Errungenschaften von der IG Metall und haben mich deshalb bewegt, mich schon im ersten Ausbildungsjahr als Jugend- und Auszubildendenvertreter und als Aktiver in der IG Metall zu engagieren. Die Arbeit habe ich mit viel Leidenschaft gemacht und daher war es der logische nächste Schritt, für den Betriebsrat zu kandidieren. Nachdem unsere Vorgängerin Bettina Stadtmüller aus persönlichen Gründen ihr Amt als Vorsitzende niedergelegt hat, haben Lisa und ich uns entschieden, gemeinsam den Generationenwechsel in der IG Metall voranzutreiben.

Lisa: Als ich noch in der Niederlassung in Stuttgart gearbeitet habe, gab es aufgrund des Projekts Future eine große Unsicherheit und Zukunftsängste bei den Beschäftigten. Ich habe mich damals wie heute für sichere Arbeitsplätze und Zukunftsperspektiven eingesetzt. Ich bin davon überzeugt, dass dies nur als große Gemeinschaft und als Teamleistung erfolgreich umgesetzt werden kann. Deshalb bin ich Mitglied der IG Metall und will mich nun als Vorsitzende der IG Metall Aktiven gemeinsam mit den Mitgliedern in der Mercedes-Benz Zentrale genau für diese Themen stark machen.

Seit März seid ihr auch als neue Mitglieder des Betriebsrats gewählt worden. Was sind eure bisherigen Eindrücke?

Lisa: Meine neue Rolle im Betriebsrat finde ich sehr spannend, ich kann bei vielen betrieblichen Themen mitwirken und Einfluss nehmen. Es macht so viel Spaß, etwas für die Beschäftigten zu bewegen und das Arbeitsleben mitzugestalten.

Lasse: Ich freue mich, dass ich aus meinem Mandat im Ausschuss für Bildung und Qualifizierung weiter die Ausbildungsthemen und die der dual Studierenden begleiten darf. Der Wert der Ausbildung ist in Zeiten eines Fachkräftemangels enorm wichtig, da benötigen wir auch zukünftig eine deutliche Erhöhung der Ausbildungsplätze. Dafür möchten wir uns einsetzen.

Die Energiepreise steigen und die Inflation ist auf einem hohen Niveau. Die IG Metall fordert deshalb in der anstehenden Tarifrunde eine Erhöhung der Entgelttabellen um 8%. Was plant ihr in der Mercedes-Benz Zentrale um diese Forderung umzusetzen?

Lasse: Gemeinsam haben wir uns für die Tarifrunde vorgenommen die Einkommen zu stärken und die Kaufkraft zu sichern. Deshalb fordern wir eine Erhöhung der Entgelte um 8%. So wollen wir nach Jahren ohne Erhöhung der Entgelttabellen und den Abschlüssen der letzten beiden Jahre, bei denen Einmalzahlung und Beschäftigungssicherung im Vordergrund standen, wieder eine kräftige Entgelterhöhung gemeinsam durchsetzen. Das ist angesichts der hohen Inflation wichtig, denn insbesondere der private Konsum stützt die Konjunktur. Die Beschäftigten haben uns bei unserer betrieblichen Onlinebefragung, an der sich über 2.500 Kolleginnen und Kollegen beteiligt haben, mit 85% den klaren Auftrag gegeben, dass die Erhöhung der Entgelttabellen im Vordergrund stehen muss.

Lisa: Und jetzt müssen wir uns gemeinsam darum kümmern, diese Forderung auch durchzusetzen. Deshalb planen wir bereits jetzt einige kreative Aktionen, die wir gemeinsam mit der Belegschaft nach der Sommerpause durchführen wollen. Dadurch signalisieren wir dem Arbeitgeber: Wir stehen hinter den Forderungen der IG Metall und setzen uns dafür ein. Sollte es nötig sein sind wir auch dazu bereit, ab Herbst Warnstreikaktivitäten durchzuführen. Hier haben wir während der Pandemie neue kreative Ideen entwickelt und haben auch verschiedene digitale Aktionsformen in unserem Werkzeugkoffer, die wir zum Einsatz bringen werden, sollte am Verhandlungstisch kein vernünftiges Ergebnis erzielt werden können.