Tarifrunde 2016

IG Metall Tarif 2016: Wir fuer mehr

29.01.2016 IG Metall Baden-Württemberg empfiehlt Forderung von 5 Prozent - Mehr Gerechtigkeit in nicht-tarifgebundenen Betrieben angestrebt.

Die Große Tarifkommission der IG Metall Baden-Württemberg hat sich auf eine Forderung von 5 Prozent mehr Entgelt für die mehr als 800 000 Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie verständigt. "Die deutsche Wirtschaft wächst 2016 weiter", sagte Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall in Baden-Württemberg. "Diese Entwicklung wird maßgeblich vom privaten Konsum getragen, den wir bereits in den vergangenen Jahren mit unseren Tarifabschlüssen gestärkt haben." Auch 2016 wird die IG Metall deshalb neben dem verteilungsneutralen Spielraum aus der erwarteten gesamtwirtschaftlichen Produktivität und der Zielinflation der Europäischen Zentralbank eine Umverteilungskomponente fordern, um die Kaufkraft weiter zu steigern. Zitzelsberger: "Die Stärkung der Kaufkraft der Beschäftigten hat sich als richtig erwiesen, deshalb setzen wir diesen Kurs fort. Auch führende Ökonomen teilen diese Auffassung."
Neben einer angemessenen Entgelterhöhung strebt die IG Metall in der anstehenden Tarifrunde zudem eine Verbesserung der Tarifbindung an. "Beschäftigte in nicht-tarifgebundenen Betrieben verdienen bei gleicher Qualifikation nach wie vor erheblich weniger. Deshalb werden wir verstärkt Belegschaften aus Betrieben ohne Tarifbindung einbeziehen und damit einen Beitrag zu mehr Verteilungsgerechtigkeit leisten", betonte Zitzelsberger.
Die Metall- und Elektroindustrie entwickelt sich ebenfalls positiv, die Gewinne der Branche liegen nach wie vor auf hohem Niveau. Zwar gibt es innerhalb der Branchen Unterschiede bei der Profitabilität, die Entgelterhöhung sei jedoch in der Breite finanzierbar, so Zitzelsberger. "Die Arbeitgeber haben keinerlei Grund zu jammern - auch wenn sie dies bereits nach Kräften tun."
Eine aktuelle Umfrage in hiesigen Metall- und Elektrobetrieben bestätigt die positiven Aussichten: Drei von vier Betriebsräten schätzen die wirtschaftliche Lage als stabil bis sehr gut ein, in jedem zweiten Betrieb sind Sonderschichten und Mehrarbeit geplant. Zudem rechnet man in einer Mehrheit der Betriebe mit einem Aufbau von Beschäftigung.
Dies spiegelte sich auch in den Debatten hiesiger Betriebe über die Forderungshöhe wider - diskutiert wurden Vorstellungen in einer großen Bandbreite und teilweise deutlich oberhalb der getroffenen Empfehlung. Eine Resolution (Anlage) zur Forderungsempfehlung von 5 Prozent wurde von der Großen Tarifkommission allerdings einstimmig angenommen. Der Entgelt-Tarifvertrag wird nach einstimmigem Beschluss zum 31. März 2016 gekündigt.
Neben den anstehenden Verhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie beschäftigt sich die IG Metall aktuell mit der Tarifrunde in Holz- und Kunststoffbetrieben, für deren Beschäftigte unter anderem verbindliche Altersteilzeitregeln gefordert werden. Den Protestauftakt machen am heutigen Donnerstag mehrere hundert Beschäftigte aus verschiedenen Betrieben in Wangen im Allgäu; ihnen schickte der Bezirksleiter im Namen der Großen Tarifkommission solidarische Grüße.

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Eine neue Arbeitszeitpolitik sowie klare Regeln zum Einsatz von Leiharbeit und Werkverträgen stehen ebenfalls auf der diesjährigen Agenda der Südwest-Metaller, zudem bedarf es zusätzlicher Anstrengungen, um Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren. IG Metall und Südwestmetall werden ihren Tarifvertrag Förderjahr - ursprünglich zur Förderung von schulisch schwächeren Jugendlichen aufgelegt -, deshalb entsprechend erweitern. Zitzelsberger: "Es ist notwendig, dass möglichst viele Unternehmen diese Chance ergreifen und junge Flüchtlinge über ein Förderjahr in eine Ausbildung leiten."
Nicht zuletzt positioniert sich die IG Metall zu den anstehenden Landtagswahlen. "Der Wandel der Arbeitswelt im Zeitalter von Digitalisierung und Industrie 4.0 stellt die Beschäftigten unserer Branchen vor große Herausforderungen. Von einer künftigen Landesregierung erwarten wir nicht zuletzt überzeugende Antworten auf industrie-, arbeits- und bildungspolitische Anforderungen." Mit der bisherigen grün-roten Regierung zeigte sich Zitzelsberger zufrieden, vom Tariftreue- und Mindestlohngesetz sowie dem Bildungszeitgesetz hätten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitiert.
Die IG Metall setzt sich dafür ein, dass möglichst viele Menschen am 13. März ihr demokratisches Wahlrecht wahrnehmen und auf diese Weise rechtspopulistischen Tendenzen Einhalt gebieten. "Wer nicht wählt, wird trotzdem regiert. Bei der Landtagswahl geht es nicht um Irgendwas, sondern um unsere Zukunft", betonte Zitzelsberger. Ein entsprechender Videofilm der IG Metall Baden-Württemberg, der zum Wählen aufruft, steht seit heute online.

Letzte Änderung: 29.01.2016