Restrukturierung bei Behr vereinbart

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23.07.2010 Protestaktionen haben gewirkt: Beschäftigung bis 2015 gesichert

Eine Vereinbarung zur Restrukturierung des Automobilzulieferers Behr ist seit Mitte Juli unter Dach und Fach. Darauf haben sich Geschäftsleitung, Betriebsrat und IG Metall geeinigt.
Die ursprünglichen Pläne des Unternehmens, wonach über 500 der insgesamt etwa 4.500 Arbeitsplätze im Inland gestrichen werden sollten, wurden nahezu komplett abgewehrt. Statt dessen ist die Beschäftigung an fast allen Standorten bis 2015 weitgehend gesichert. Zusätzlich wird kräftig investiert.

Wäre es nach der Geschäftsleitung gegangen, wären am Standort Kirchberg in Sachsen mindestens 90 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer gefallen, bei BTT in Kornwestheim wären 120 Arbeitsplätze gestrichen worden und weitere 300 Beschäftigte aus dem Bereich Forschung und Entwicklung hätten ihren Arbeitsplatz verloren. Für das Werk Neustadt war die Unternehmensseite mit der Forderung nach Einsparungen in Höhe von 3,3 Millionen angetreten und wollte jeweils das komplette Urlaubs- und Weihnachtsgeld für die Jahre 2010 und 2011 sowie die Tariferhöhungen für diese beiden Jahre von den Beschäftigten Kassieren. Zudem sollten die Mitarbeiter noch 100 Stunden umsonst arbeiten. Auch dieser Horrorkatalog ist jetzt vom Tisch. Investionen und neue Produkte sichern Standorte Investitionen und neue Produkte sichern dagegen die Standorte ab. Laut Vertrag laufen in Kirchberg zwei neue Produkte an, während in Mühlacker 2014 und 2015 jeweils 10 Millionen Euro investiert werden.
Abgebaut wird jetzt nur noch ein Bruchteil der ursprünglich geplanten Beschäftigtenzahl. Mit Abfindungsangeboten und Altersteilzeitregelungen soll der verbleibende Stellenabbau sozialverträglich über die Bühne gehen.

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Betriebsbedingte Kündigungen werden laut der Vereinbarung nicht vor dem 30. Juni 2015 wirksam. Bevor das Unternehmen Kündigungen ausspricht, sieht der Ergänzungstarifvertrag vor, dass erst andere Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung ausgeschöpft werden. So kann während der gesamten Laufzeit der Vereinbarung die Arbeitszeit für 12 Monate auf bis zu 30 Stunden gesenkt oder Kurzarbeit vereinbart werden. Zudem sollen Versetzungen an andere Standorte, Altersteilzeit, Vorruhestand oder Aufhebungsverträge Kündigungen möglichst verhindern.
Nicht verhindert werden konnte dagegen die Schließung des Werks Stuttgart. Doch die 220 betroffenen Beschäftigten am Standort haben die Möglichkeit für drei Jahre in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Mindestens 35 Beschäftigte können vermutlich direkt in der Region Mühlacker weiter eingesetzt werden.

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Manfred Schwarz von der IG Metall Stuttgart bewertet die Regelungen insgesamt positiv. "Wir sind insgesamt sehr zufrieden mit den Regelungen. Es ist uns gelungen Beschäftigung zu sichern und Investitionen zu vereinbaren. Dadurch werden die Standorte zukunftssicher gemacht."
Kritisch sieht er die Schließung des Werks in Stuttgart. "Wir waren von Anfang an gegen die Schließung und halten sie immer noch für falsch. Leider konnten wir sie nicht verhindern," so Schwarz. Gleichzeitig betonte er, dass ohne die Protestaktionen der Belegschaft dieses Ergebnis so nicht zustande gekommen wäre. Schwarz: "Die Geschäftsleitung hat gespürt, dass sich die Belegschaft an den Standorten nicht auseinanderdividieren lässt. Die Proteste haben Wirkung gezeigt. Doch solche Verhandlungen lassen sich nur mit einer starken IG Metall zu einem versöhnlichen Ende bringen. Das geht nur mit vielen Mitgliedern im Betrieb, die uns den Rücken stärken."

Letzte Änderung: 31.01.2011